Reifengranulat

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Ein « geringes » Gesundheitsrisiko

Die Nationale Behörde für Sanitarische Sicherheit (ANSES-F) geht jedoch davon aus, dass nach wie vor « Unsicherheiten » hinsichtlich der mit Reifengranulaten verbundenen Gesundheitsrisiken bestehen.

LE MONDE | 18.09.2018 • Par Stéphane Mandard

Fussballfans können aufatmen. Dribbeln, Angehen, auf ein synthetisches Feld tauchen weist ein « geringes Gesundheitsrisiko » auf. Es ist die Nationale Behörde für Sanitarische Sicherheit für Lebensmittel, Umwelt und Arbeit (ANSES), die am Dienstag, den 18. September dieses Schreiben veröffentlicht hat.

ANSES wurde am 21. Februar von mehreren Ministerien (Sport, Gesundheit oder ökologischer Übergang) beauftragt, um die Risiken zu bewerten, die mit der zunehmenden Verwendung von gebrauchten Reifengranulaten auf synthetischen Sportplätzen verbunden sind. Diese kleinen schwarzen Gummibälle, die in Schuhe und Socken gelangen, enthalten mehrere potenziell gefährliche Chemikalien, wie z.B. polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die für den Menschen möglicherweise krebserregend sind.

Laut einer vom Sportministerium erstellten Bestandsaufnahme wurde die Anzahl der grossen Kunststofffelder zu Jahresbeginn in Frankreich auf etwa 3’000 geschätzt. Fussballplätze wachsen in grossen Agglomerationen wie Pilze. Mehrere Munizipalitäten (Paris, Nantes, Poitiers…) hatten nach der Veröffentlichung einer Untersuchung des spezialisierten So Foot-Magazins im Dezember 2017 ihre Besorgnis geäussert.

Leukämien und Lymphome

Die Warnung wurde vor einigen Jahren in den Vereinigten Staaten von der ehemaligen Fussball-Weltmeisterin Amy Griffin gestartet. Der derzeitige Coach (w) des Frauenteams der Seattle University stellte fest, dass viele ihrer ehemaligen Spieler, darunter auch Goalies, an Leukämie und Lyphomen litten. Die Liste umfasst jetzt rund 200 kranke Fussballspieler-innen im ganzen Land und alle üben ihre Disziplin auf Kunstrasen aus.

Bisherige epidemiologische Analysen zeigen jedoch keinen Anstieg des karzinogenen Risikos, insbesondere des Lymphoms und der Leukämie, in Zusammenhang mit der Verwendung von synthetischem Terrain, so die Einschätzung von ANSES. In dem Bericht heisst es, dass, wenn krebserregende Stoffe von Reifengranulaten abgegeben oder freigesetzt werden, diese geringe Konzentrationen aufweisen. Dies hindert die französische Behörde nicht daran, die Reduzierung der als bedenklich empfundenen PAK-Gehalte in den Gummibällen zu
befürworten. Ein Vorschlag wird derzeit unter der Europäischen Reach-Verordnung für chemische Substanzen geprüft.

Um zu diesen beruhigenden Schlussfolgerungen zu gelangen, stützt sich ANSES nur auf die Überprüfung einer international veröffentlichten Studie und verschiedener Gutachten (etwa fünfzig). Die Behörde anerkennt auch « Unsicherheiten » in Bezug auf « methodologische Einschränkungen » und « Mangel an Daten ». Diese Studien berücksichtigen nicht die Variabilität der Zusammensetzung der Felder: « Unsicherheiten bestehen weiterhin hinsichtlich der potenziellen Gesundheitsrisiken, die mit diesen Materialien verbunden sind, insbesondere in Bezug auf Emissionen flüchtiger organischer Verbindungen (VOC) », stellen die Experten fest. Die Behörde empfiehlt daher, breitere Analysen der von Reifengranulaten enthaltenen und emittierten Schadstoffe durchzuführen, beginnend mit Staubpartikel. Neben PAK und VOC wurden viele Familien von potenziell gefährlichen Substanzen in kleinen schwarzen Kugeln identifiziert: Phthalate, Metalle (Blei, Zink, Kupfer, Cadmium, Nickel usw.), polychlorierte Biphenyle (PCB) oder Dioxine…

« Potenzielle Risiken für die Umwelt »

ANSES fordert daher neue Nachforschungen, vor allem in zwei Richtungen, wo besonders Daten fehlen: Die Innenraumluft der immer zahlreicher werdenden Gebäude, in denen Sportanlagen untergebracht sind, und die Kinderspielbereiche, wo auch recycelte Reifengranulate für Bodenbeläge gebraucht werden. Diese Mitteilung, so ANSES, « stellt keine Risikobewertung dar und zieht daher keine Rückschlüsse der Behörde auf das Vorhandensein oder Fehlen von Risiken ». Sie fordert daher andere Berichte.

ANSES kommt daher zu dem Schluss, dass die « vorliegenden Studien kein Gesundheitsrisiko darstellen. Die Gesundheitsbehörde gibt jedoch an, dass dieselben Studien « potenzielle Risiken für die Umwelt hervorrufen ». Mehrere wissenschaftliche Veröffentlichungen, insbesondere die der Europäischen Chemikalienagentur, erwähnen Risiken im Zusammenhang mit dem Transfer chemischer Substanzen (Zink oder bestimmte Phthalate und Phenol mit endokrinschädigenden Eigenschaften) in Umgebungen via Böden und Regenwasserabflusssysteme. Die Verwendung von Granulaten kann auch zur Bildung von Mikroplastik führen, Bioakkumulationsphänomene bilden und möglicherweise Wasser-oder Landorganismen beeinflussen.

Schlussendlich empfiehlt ANSES die Entwicklung einer Methodik, um die Umweltrisiken vor dem Anlegen von künstlichen Feldern lokal bewerten zu können.

Link zum Le Monde Artikel vom 18/09/2018 von Stéphane Mandard

 

Dokumentationen

Benoît
Dubey
23 Dezember 2018